Die Niedermoorachse Erdinger-Freisinger-Dachauer Moos
Am nördlichen Rand der Münchner Schotterzunge gelegen erstreckt sich das nach dem Donaumoos zweitgrößte Niedermoorgebiet Bayerns. Die Überreste der ehemals großen, miteinander verbundenen Moorflächen sind heute naturschutzfachlich besonders wertvoll und Heimat vieler geschützter und gefährdeter Arten. Ihrem Erhalt und der Wiederherstellung typischer Lebensräume widmet sich unser Projekt zur Umsetzung von Biotopverbund und Moorschutz.
Der Schutz von Feuchtgebieten und die Wiedervernässung von Mooren hat in den letzten Jahren in Zusammenhang mit Klimaschutz und der Anpassung an die stattfindenden Veränderungen immer mehr an Bedeutung gewonnen. Doch nicht nur die entstehenden Emissionen und die Senkenfunktion von intakten Mooren sind wichtige Aspekte, auch ihre Funktion als Lebens- und Nahrungsraum seltener Arten macht sie zu einer besonders schützenswerten Landschaft.
Die Projektkulisse erstreckt sich über vier Landkreise und eine große Anzahl von (zum Teil ehemaligen) Feuchtgebieten, die von der Regierung und den kommunalen Einrichtungen als landesweit oder überregional bedeutsam eingestuft wurden. Damit einher geht ein besonderer Schutzstatus, der in einigen Gebieten durch die Ausweisung als FFH- oder Landschaftsschutzgebiet unterstrichen wurde.
Die heute inselartig gelegenen, wertvollen Biotope haben den Kontakt zueinander durch Straßen und Siedlungsbau verloren, beheimaten aber noch immer zahlreiche bedrohte und stark gefährdete Pflanzen- und Tierarten. Mit etwas Glück lässt sich dort die für Niedermoore typische Art- und Lebensraum-Vielfalt beobachten. Unsere Arbeit widmet sich besonders den Arten, die über viele Flächen hinweg, aber sehr isoliert vorkommen. Daneben sollen auch seltene oder lokal ausgestorbene Spezies unterstützt und in weiteren Bereichen (wieder-)angesiedelt werden. Durch konkrete Maßnahmen zur Förderung der noch bestehenden Populationen und an deren Mobilität angepasst, werden die Bestände gesichert. Potenzielle neue Lebensräume oder Trittsteine zwischen bestehenden Biotopen helfen den einzelnen Arten neue Habitate zu erschließen und führen zu einem stärkeren genetischen Austausch innerhalb der Arten, der gesündere und robustere Bestände schafft. So kann an einigen Orten wieder an den einstigen Zustand einer umfassenden Moorachse angeschlossen werden.
Auch in Dachau und Fürstenfeldbruck gab es über viele Jahrzehnte hinweg intensive Entwässerungsmaßnahmen, in deren Folge der Grundwasserstand mehr oder weniger stark gesunken ist und eine unterschiedlich intensive landwirtschaftliche Nutzung ermöglichte. Ehemals niedermoortypische Arten und Lebensräume sind verschwunden bzw. stark zurückgegangen, der großräumige Moorverbund wurde vielfach unterbrochen. Als weitere Folge der Gräben und wirtschaftlichen Nutzung wurde die Moorachse von einer CO2-Senke zum Emittenten von Treibhausgasen.
Die trockengelegten Moorböden verlieren von Tag zu Tag mehr Torf. Dieser ist dem Ackerbau und der Grünlandbewirtschaftung zwar ein guter Nährstofflieferant, doch durch den natürlichen Abbau der Pflanzenreste verliert der ehemals gut belüftete Boden sein Volumen und sackt jedes Jahr ein bisschen tiefer. Wird die Fläche dann mit schweren landwirtschaftlichen Maschinen befahren, können diese einbrechen und eine Bewirtschaftung des unebenen Bodens generell schwierig machen.
Unsere Schwerpunktgebiete in den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck im Porträt:
Das Maisacher Moos
Bereits seit 2012 arbeitet der BN an verschiedenen Projekten im Palsweiser und Fußbergmoos, das häufig unter seinem alten Namen „Maisacher Moos“ zusammengefasst wird. Durch gezielte Ankäufe des BN und weiterer Projektpartner (z. B. LBV, Gemeinde Bergkirchen) konnten bis 2020 36 ha angekauft werden. Zusammen mit Pacht- und Pflegeflächen werden inzwischen fast 70 ha mit unterschiedlichem Regime gepflegt und sind so für den Naturschutz gesichert.
Daher lässt sich heute eine beeindruckende Artenvielfalt verzeichnen, alleine über 100 Arten von der Roten Liste für gefährdete Arten in Bayern wurden nachgewiesen. Viele davon sind sogenannte Eiszeitrelikte, leben also bereits seit langer Zeit im Moor. Durch Pflegemaßnahmen wie Mahd oder das Entfernen standortfremder Pflanzen, in vielen Fällen maßgeblich von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern umgesetzt, konnten sich Spezialisten wie der Riedteufel, die Sibirische Schwertlilie und die Prachtnelke halten. Auch der Baumpieper ist als Brutvogel wieder in die Region zurückgekehrt.
Weitere Informationen und aktuelle Aktivitäten wie Veranstaltungen finden Sie unter www.fußberg-palsweiser-moos.de
Das Dachauer Moos
Auch im Dachauer Moos hat sich der BN in den letzten zehn Jahren gemeinsam mit Partnern aus Kommunen und Naturschutz für den Moorschutz engagiert. Von dem ehemals große Teile des Landkreises umfassenden Niedermoorgebiet sind heute nur noch Bruchstücke übrig, die als „Gräben und Niedermoorreste im Dachauer Moos“ durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie geschützt werden. Nur noch an wenigen Stellen wie im Inhauser Moos sind die dicken Torfschichten zu finden, die einst charakteristisch waren und deren Zersetzung einen so großen Einfluss auf unser Klima hat. Ursprünglich waren im Nordosten des Gebiets teilweise Torfmächtigkeiten von bis zu fünf Metern und noch mehr vorhanden.
Doch im Rahmen des Torfabbaus und der Urbarmachung wurde auch dieses Moor trockengelegt, Abnehmer für das billige Brennmaterial waren viele Münchner Brauereien, die damit ihre Sudkessel beheizten. Lange Zeit war die Landschaft nahe der Stadt auch beliebtes Ziel für Münchner Landschaftsmalerinnen und -maler. An einigen Stellen lassen sich auch heute noch die charakteristischen, ursprünglich anmutenden Kiefern- oder Moorbirken-Wäldchen finden, die sich mit niedermoortypischen Streu- und Feuchtwiesen abwechseln. Die vom Aussterben bedrohte Helm-Azurjungfer hat im Dachauer Moos ihr bayernweit größtes Vorkommen und profitiert von naturnahen Gewässerrändern an den vielen Gräben und Fließgewässern wie Schwebelbach und Saubach.
Weitere Informationen und aktuelle Aktivitäten finde Sie Sie unter www.fußberg-palsweiser-moos.de.
Förderung


Dieses Projekt wird gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds.
Moorschutz im Verbund