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über den Tellerrand geschaut

Dr. Wolfgang Braun – Ein leidenschaftlicher Naturschützer

Die Geburtsstunde der Kreisgruppe Dachau vor 40 Jahren ist eng mit Dr. Wolfgang Braun verknüpft. Zu jener Zeit war er beim Bund Naturschutz (BN) auf Landesebene bereits als Fachbeirat vertreten und als Mitglied der Naturschutzbeiräte an der Regierung von Oberbayern und am Landratsamt Dachau tätig. Als es dann in den Jahren 1974 bis 1975 darum ging in allen Landkreisen Kreisgruppen zu gründen, fühlte er sich als Karlsfelder geradezu verpflichtet, sich selbst für eine Kreisgruppe Dachau zur Verfügung zu stellen. Als Vorsitzender diente Dr. Braun ihr die ersten zehn Jahre. Später, im Jahr 1994 war er dann bei der Gründung der Ortsgruppe als „Stammvater“ maßgeblich beteiligt und wirkte bis zu seinem Lebensende als Vorstandsmitglied.

Vordringlich erschien es ihm, ein Veranstaltungsprogramm mit naturkundlichen Führungen und Vorträgen zu organisieren, das bald darauf in das Bildungswerk des BN integriert wurde. Dies geschah aus seiner Überzeugung heraus, dass möglichst viele Leute schutzwürdige Biotope kennenlernen sollten, denn nur wer darüber ein ausreichendes Wissen hat, wird sich auch für deren Schutz und Pflege einsetzen. Darüber hinaus konnten auf diese Weise Kontakte zwischen den Mitgliedern gepflegt werden.

Dr. Braun griff im Bildungswerk auf seinen großen Erfahrungsschatz sowie auf seine exzellenten Kenntnisse und Kontakte zurück. Schon früh interessierte er sich für Pflanzen und Tiere. Die ersten Pflanzenbücher sah er sich mit dem Großvater, einem praktizierenden Gärtner, an. Für Gartenarbeit begeisterte er sich, als sein Vater 1945 einen Schrebergarten anlegte um der Familie in den damaligen Notzeiten zusätzliche Nahrung zu verschaffen. Mit 12 Jahren begann er ein Herbarium anzulegen, das Dr. Braun bis zum Sommer2015 laufend erweiterte und pflegte bevor er es verantwortungsvoll in gute Hände weitergab. Sein Vater nahm ihn damals auch zu naturkundlichen Wanderungen und Führungen vom BN mit, wo er schon früh engagierten Naturschützern wie Herr Reuss, den damalige BN-Geschäftsführer, Prof. Lense, den damaligen Leiter der Bayerischen Bergwacht und Eugen Schuhmacher, einen erfolgreichen Produzent zahlreicher Naturfilme begegneten. Später trat er der Jugendorganisation des Verbandes bei und begann selbst naturwissenschaftliche Wanderungen zu führen und Vorträge zu halten.

Wolfgang Braun verbrachte seine Kinder- und Jugendjahre überwiegend in München Ramersdorf. Nach dem Abitur im Jahr 1956 am Wilhelmgymnasium in München studierte er Biologie, Chemie und Erdkunde an der Ludwig-Maximilian-Universität. Anschließend unterzog er sich einer zweijährigen Ausbildung als Gymnasiallehrer. Nach einem weiteren Jahr als Studienassessor bekam er „den Arbeitsplatz seines Lebens“ angeboten. Als Biologe wurde er 1965 Referent für angewandte Vegetationskunde und Naturschutz an der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau in München. Hier konnte er seine Dissertation mit einer Promotion abschließen und die höhere Beamtenlaufbahn durchlaufen, bevor er im Jahr 2000 in den Ruhestand verabschiedete wurde.

Geprägt wurde Dr. Braun besonders durch die Persönlichkeiten des BN. Wertvolle Vorbilder waren für ihn neben seinem Jugendleiter Herrn Anton Micheler beispielsweise Prof. Dr. Otto Kraus, der erste verbeamtete Naturschützer in Bayern und Frau Ingeborg Haeckel, die zähe Kämpferin für ein ungestörtes Murnauer Moos.
Vor allem bei Anton Micheler, Fachkraft für Naturschutz an der Regierung von Oberbayern, lernte er auf Exkursionen und Jugendlagern nicht nur viel über Pflanzen und Tiere, sondern auch weite Teile Bayerns aus naturkundlicher Sicht kennen. Hier hörte er zum ersten Mal vegetationskundliche Begriffe wie Steppenheide, Eichen-Hainbuchenwald und Mehlprimel-Kopfrietrasen. Damit wurden die Grundlagen für seine späteren wissenschaftlichen Arbeiten, einschließlich der Doktorarbeit und für seinen beruflichen Weg gelegt. Später konnten dann die Mitglieder der Kreisgruppe Dachau und der Bayerischen Botanischen Gesellschaft bei den zahlreichen unvergesslichen Exkursionen aus dem Veranstaltungsprogramm des Bildungswerkes davon profitieren.

Eine weitere wichtige Aufgabe war für Dr. Braun das aktive Eintreten für Lebensräume bedrohter Pflanzen- und Tierarten. Daraus erwuchsen Schutzgebietsanträge bei den Naturschutzbehörden, die Anlage von Feuchtgebieten, die Aufstellung einer Pflegetruppe für Heide- und Streuwiesenreste sowie Nistkasten-Aktionen für Schleiereulen, Hohltauben, Wasseramseln und Hornissen, die er in Zusammenarbeit mit dem Karlsfelder Naturschützer Josef Koller durchführte.

 

Im Frühjahr 2015 feierte Dr. Braun seinen 80. Geburtstag. Bis zum Ende seiner Tage stand er der Kreisgruppe und der Ortsgruppe Karlsfeld mit seinem Wissensreichtum beratend zur Seite. Für sein außerordentliches Engagement und seine Schaffenskraft sind wir ihm mit großem Dank verbunden.

 

Zitat Dr. Braun:

"Rückblickend ist zu sagen, dass mein bisheriger Weg als Naturschützer die folgerichtige Reaktion eines Biologen war, der die fortschreitende, schleichende Ausrottung von mehr und mehr Pflanzen- und Tierarten gerade durch seine Artenkenntnisse besonders schmerzlich empfindet."

Ehrungen und Tätigkeiten:

10 Jahre Kreisgruppenleitung (Silberne Vereinsnadel)
25 Jahre Kreisgruppe Dachau (Goldene Vereinsnadel)
Inschutznahme des Weichser Mooses als NSG im Jahr 1999 („Goldener Torfziegel“)
20 Jahre Mitglied des Naturschutzbeirats am LRA Dachau
18 Jahre Mitglied des Naturschutzbeirats an der Regierung von Oberbayern
seit 1968 Mitglied des Fachbeirats der Bayerischen Botanischen Gesellschaft (BBG)
seit 2015 Ehrenmitglied der BBG für 44 Jahre Betreuung der BBG-Schutzgebiete
40 Jahre Veranstaltungsprogramm für das Bildungswerk der Kreisgruppe Dachau

 

 

Der Biologe mit geschultem Blick
hat immer die Pflanzen im Visier
... hier im Schwarzhölzl.

 

 

Fotos: Bildarchiv BN